
Washington/Berlin, 08. Okt (Reuters) - Die Weltwirtschaft kühlt sich nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds etwas ab. Bei der geplanten Veröffentlichung neuer Konjunkturprognosen in der nächsten Woche werde es eine leichte Verlangsamung des Wachstums für dieses und nächstes Jahr geben, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa am Mittwoch in Washington. Ende Juli hatte der IWF seine Schätzungen noch leicht angehoben. Für 2025 wurde damals ein globales Wachstum von 3,0 Prozent vorausgesagt, für 2026 von 3,1 Prozent. Der von den USA angezettelte Handelsstreit wirkt sich zwar negativ aus, aber nicht so stark wie vor einigen Monaten noch befürchtet.
"Unsicherheit ist die neue Normalität - und sie wird bleiben", sagte Georgiewa. Die Weltwirtschaft schlage sich zwar "besser als befürchtet, aber schlechter, als wir es bräuchten". Entgegen der Annahmen vieler Experten sei eine Rezession in den USA ausgeblieben. Stattdessen hätten sich die US-Wirtschaft sowie viele andere Industrie- und auch Schwellenländer robust gezeigt. Ein Handelskrieg nach dem Prinzip "Auge um Auge, Zahn um Zahn" sei zudem vermieden worden. Die effektiven US-Zölle lägen zwar weit über denen des Rests der Welt. Vergeltungsmaßnahmen habe es dennoch überwiegend nicht gegeben.
Die IWF-Chefin hält es nicht für ausgeschlossen, dass die Widerstandsfähigkeit der Weltwirtschaft noch stärker auf die Probe gestellt wird. Als Beispiel nannte sie die weltweit gestiegene Nachfrage nach Gold, das traditionell bei Investoren als "sicherer Hafen" gilt. Das Edelmetall ist in diesem Jahr bereits um 53 Prozent gestiegen. Erstmals wurde die Marke von 4000 Dollar je Feinunze überwunden. Zudem werde sich die volle Wirkung der neuen Zölle erst noch entfalten, so Georgiewa. Und die weltweite Staatsverschuldung werde bis 2029 voraussichtlich auf über 100 Prozent der Wirtschaftsleistung steigen.
Der IWF lobte ausdrücklich die schwarz-rote Bundesregierung. Der Kurswechsel hin zu einer lockeren Finanzpolitik zeige, dass Korrekturen möglich seien. Dies dürfte dazu beitragen, den Leistungsbilanzüberschuss zu senken. Öffentliche Ausgaben für die Infrastruktur seien besonders vorteilhaft. Die neue Regierung von Kanzler Friedrich Merz (CDU) investiert deutlich mehr - vor allem in Infrastruktur und die Verteidigungsfähigkeit.