London/Moskau/Bagdad, 07. Sep (Reuters) - Die Opec+ will ihre Ölförderung ab Oktober weiter erhöhen, drosselt das Tempo im Vergleich zu den Vormonaten jedoch deutlich. Acht Mitglieder des Verbunds einigten sich am Sonntag bei einer Online-Sitzung auf eine Anhebung um 137.000 Barrel pro Tag, wie das Kartell mitteilte. Für September und August lag die monatliche Steigerung noch bei rund 555.000 Barrel pro Tag. Die langsamere Gangart geht auf eine erwartete Abschwächung der weltweiten Nachfrage zurück. Saudi-Arabien, das führende Mitglied der Opec+, drängt darauf, Marktanteile zurückzugewinnen.
"Die Fördermenge mag gering sein, aber die Botschaft ist groß", sagte Jorge Leon, Analyst bei Rystad und ehemaliger Opec-Vertreter. Bei der Erhöhung gehe es weniger um die Menge als vielmehr um das Signal: Die Opec+ räume dem Marktanteil Vorrang ein, auch wenn sie niedrigere Preise riskiere. Saudi-Arabien will damit auch andere Mitglieder wie Kasachstan für eine Überproduktion bestrafen, während die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) neue Kapazitäten aufgebaut haben und auf höhere Förderziele dringen. Die eigentliche Bewährungsprobe werde jedoch das vierte Quartal mit der erwarteten nachlassenden Nachfrage sein, erklärte Leon.
Die Opec+ behält sich nach eigenen Angaben vor, die Erhöhungen bei künftigen Treffen zu beschleunigen, auszusetzen oder rückgängig zu machen. Die nächste Sitzung soll am 5. Oktober stattfinden. Mit dem Beschluss vom Sonntag beginnt die Opec+ zudem, eine zweite Tranche von Kürzungen in Höhe von rund 1,65 Millionen Barrel pro Tag mehr als ein Jahr früher als geplant zurückzunehmen.
Das Kartell hatte seine Förderung in diesem Jahr bereits mehrfach erhöht, auch auf Druck von US-Präsident Donald Trump, der damit die Benzinpreise im eigenen Land senken wollte. Infolgedessen sind die Ölpreise um rund 15 Prozent gefallen. Ein Einbruch blieb jedoch aus: Ein Barrel (Fass zu 159 Litern) der Nordseesorte BrentLCOc1 notierte zuletzt bei rund 65 Dollar, gestützt durch westliche Sanktionen gegen Russland und den Iran. Zudem blieben die tatsächlichen Fördererhöhungen der Opec+ hinter den zugesagten Mengen zurück, da die meisten Mitglieder bereits nahe an ihrer Kapazitätsgrenze fördern. Analysten zufolge sind nur Saudi-Arabien und die VAE in der Lage, nennenswert mehr Öl auf den Markt zu bringen.