New York, 04. Sep (Reuters) - Die US-Investmentbank Goldman Sachs rechnet mit Rekordwerten beim Goldpreis. Dieser könne bis Mitte kommenden Jahres deutlich über die Marke von 4000 Dollar je Feinunze steigen, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Prognose. Erst am Mittwoch war der Goldpreis auf den Rekordwert von 3578,50 Dollar geklettert. Angesichts globaler Unsicherheiten und der erwarteten Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed hielten viele Anleger nach anderen Anlageformen Ausschau.
Goldman Sachs sieht den Goldpreis am Jahresende bei 3700 Dollar - vorausgesetzt, Zentralbanken würden das Edelmetall auch weiterhin stark kaufen. Diese Basisprognose berücksichtigt jedoch noch nicht eine größere Umschichtung privater Anleger von Dollar-Anlagen in Gold. In diesem Szenario könnte der Preis im kommenden Jahr auf bis zu 4500 Dollar nach oben getrieben werden.
Den Analysten zufolge könnte ein Verlust der Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed zu einer höheren Inflation, einem Anstieg der Renditen langfristiger Anleihen, schwächeren Aktienmärkten und einem Rückgang des Dollar-Status als weltweite Reservewährung führen. Gold könnte von einer solchen Entwicklung als Wertanlage profitieren.
US-Präsident Donald Trump versucht, seinen Einfluss auf die eigentlich unabhängige Notenbank Fed zu erhöhen. So hat er Fed-Direktorin Lisa Cook entlassen, die sich dagegen juristisch zur Wehr setzt. Der Fall hat an den Finanzmärkten neue Sorgen um die Unabhängigkeit der Zentralbank ausgelöst. Bislang hat noch kein US-Präsident ein Mitglied des Fed-Direktoriums entlassen. Das Gesetz zur Gründung der Notenbank sieht zwar vor, dass ein Direktoriumsmitglied aus wichtigem Grund ("for cause") entlassen werden kann. Der Begriff wird jedoch nicht näher definiert. Trump übt seit langem Druck auf die Fed aus, die Zinsen zu senken, und hat auch Notenbankchef Jerome Powell wiederholt scharf kritisiert. Ein Ausscheiden Cooks würde es Trump ermöglichen, eine vierte Position im siebenköpfigen Direktorium der Fed zu besetzen.