Der Ölmarkt geriet gestern weiter unter Druck und sank zum ersten Mal seit Anfang Juni unter die Marke von 66 USD/Barrel. Das Sentiment war nach den Veröffentlichungen der Internationalen Energieagentur (IEA) und der Energie Information Administration (EIA) bärisch. Gleichzeitig ist die Hoffnung groß, dass das Treffen zwischen den Präsidenten Putin und Trump am Freitag einen Großteil des Sanktionsrisikos für den Markt beseitigen könnte, so Warren Patterson, Rohstoffexperte bei ING.
"Dies könnte ein wenig verfrüht sein, da Trump mit schwerwiegenden Konsequenzen droht, falls Putin einem Waffenstillstand nicht zustimmt. Es besteht eindeutig ein Aufwärtsrisiko für den Markt, wenn kaum Fortschritte erzielt werden. Dies könnte dazu führen, dass Trump Sekundärzölle auf andere Abnehmer russischer Energie ausdehnt. Der erwartete Ölüberschuss in der zweiten Hälfte dieses Jahres und bis 2026 in Verbindung mit den OPEC-Reservekapazitäten bedeutet, dass der Markt in der Lage sein sollte, die Auswirkungen der sekundären Zölle auf Indien zu bewältigen. Schwieriger wird es jedoch, wenn wir Sekundärzölle auf andere wichtige Abnehmer von russischem Öl, darunter China und die Türkei, sehen."
"Der monatliche Bericht der IEA über den Ölmarkt war weitgehend bärisch, wobei die Agentur mit einem großen Aufbau der Lagerbestände gegen Ende dieses Jahres und bis 2026 rechnet. Die IEA prognostiziert, dass die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr um 680k b/d und 2026 um 700k b/d steigen wird. Das weltweite Ölangebot soll 2025 um 2,5 Mio. b/d und 2026 um 1,9 Mio. b/d steigen. Die Angebotserwartungen wurden nach oben korrigiert, da die OPEC+ ihre Kürzungen zurückgenommen hat. Die IEA-Zahlen zeichnen ein bärisches Bild, aber die Agentur wies auch auf potenzielle Risiken im Zusammenhang mit dem russischen und iranischen Angebot aufgrund möglicher zusätzlicher Sanktionen hin."
"Der wöchentliche Bericht der EIA zu den Rohölbeständen war ebenfalls moderat bärisch, da die US-Rohölvorräte in der vergangenen Woche um 3,04 Mio. Barrel gestiegen sind, mehr als die 1,5 Mio. Barrel, die das American Petroleum Institute (API) am Vortag gemeldet hatte. Der Anstieg war auf die stärkeren Importe zurückzuführen, die im Vergleich zur Vorwoche um 958k b/d zunahmen. Bei den Raffinerieprodukten gingen die Benzinvorräte in den Sommermonaten wie erwartet um 792k Barrel zurück. Die gesamten Benzinvorräte entsprechen weiterhin in etwa dem 5-Jahres-Durchschnitt. Auch bei den Destillatvorräten, die um 714k Barrel zunahmen, gab es eine weitere Entlastung. Obwohl die Destillatbestände seit Anfang Juli um 11 Mio. Barrel zugenommen haben, sind die Bestände immer noch recht knapp. Dies dürfte den Mitteldestillaten weiterhin relative Unterstützung bieten."