Der Goldpreis (XAU/USD) gewinnt während der asiatischen Sitzung am Donnerstag an positiver Dynamik und erholt sich teilweise von dem hawkischen Rückgang, der von der Federal Reserve (Fed) inspiriert wurde und zu einem Ein-Monats-Tief führte. Tatsächlich zeigte Fed-Vorsitzender Jerome Powell keine Präferenz für Zinssenkungen bei der nächsten Sitzung im September. Dies, zusammen mit den positiven US-Makrodaten, die am Mittwoch veröffentlicht wurden, trieb den US-Dollar (USD) auf ein Zwei-Monats-Hoch und belastete das zinslose gelbe Metall erheblich.
Während die Anleger die Aktualisierung der Fed-Politik verdauen, machen die USD-Bullen eine Verschnaufpause vor den wichtigen US-Inflationsdaten – dem Preisindex der persönlichen Konsumausgaben (PCE) – und bieten etwas Unterstützung für den Goldpreis. Abgesehen davon wird die vorsichtige Marktstimmung als ein weiterer Faktor angesehen, der das sichere Edelmetall stützt. Allerdings könnten reduzierte Wetten auf eine sofortige Zinssenkung durch die Fed die XAU/USD-Bullen davon abhalten, aggressive Wetten abzuschließen und weitere Aufwertungen begrenzen.
Aus technischer Sicht findet die Ware etwas Unterstützung vor dem 100-Tage-Simple Moving Average (SMA) und scheint vorerst den Rückgang nach der FOMC-Sitzung gestoppt zu haben. Allerdings haben die Oszillatoren auf dem Tages-Chart gerade begonnen, negative Dynamik zu gewinnen, was darauf hindeutet, dass jede nachfolgende Stärke über der Marke von 3.300 USD eher verkauft werden dürfte und in der Nähe des Bereichs von 3.310 USD gedeckelt bleibt. Eine nachhaltige Bewegung über letzteres könnte jedoch eine kurzfristige Erholung auslösen und den Goldpreis zur nächsten relevanten Hürde im Bereich von 3.325-3.326 USD anheben.
Auf der anderen Seite könnte der Bereich von 3.275-3.270 USD (nahe dem 100-Tage-SMA) weiterhin die unmittelbare Abwärtsbewegung schützen, unterhalb dessen der Goldpreis das Juni-Monatstief im Bereich von 3.248-3.247 USD erneut testen könnte. Letzteres sollte als zentraler Drehpunkt fungieren, der, wenn er entscheidend durchbrochen wird, als neuer Auslöser für die XAU/USD-Bären angesehen wird und den Weg für einen Rückgang in Richtung der runden Marke von 3.200 USD ebnen könnte.
Gold hat in der Geschichte der Menschheit stets eine zentrale Rolle gespielt – als universelles Tauschmittel und sicherer Wertspeicher. Heute wird das Edelmetall vor allem als „sicherer Hafen“ in Krisenzeiten geschätzt. Gold dient nicht nur als Schmuck oder Anlageobjekt, sondern wird auch als Absicherung gegen Inflation und Währungsabwertungen betrachtet. Sein Wert ist unabhängig von staatlichen Institutionen oder einzelnen Währungen, was es in unsicheren Zeiten besonders attraktiv macht.
Zentralbanken zählen zu den größten Goldkäufern weltweit. Um ihre Währungen in Krisenzeiten zu stützen, kaufen sie Gold, um die wirtschaftliche Stabilität und das Vertrauen in ihre Währungen zu stärken. 2022 kauften Zentralbanken laut World Gold Council 1.136 Tonnen Gold im Wert von rund 70 Milliarden US-Dollar – ein Rekordwert. Besonders schnell wachsende Schwellenländer wie China, Indien und die Türkei erhöhen ihre Goldreserven in hohem Tempo.
Gold steht traditionell in einer inversen Beziehung zum US-Dollar und zu US-Staatsanleihen – beide gelten als bedeutende Reservewährungen und sichere Häfen für Anleger. Wenn der Dollar abwertet, steigt der Goldpreis häufig, was Investoren und Zentralbanken in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit dazu veranlasst, ihre Portfolios zu diversifizieren. Ebenso ist Gold gegenläufig zu risikobehafteten Vermögenswerten. Während ein Aufschwung an den Aktienmärkten den Goldpreis oft drückt, profitieren Goldinvestoren in Zeiten von Börsenturbulenzen.
Der Goldpreis unterliegt einer Vielzahl von Einflussfaktoren. Geopolitische Spannungen oder die Sorge vor einer tiefen Rezession können den Preis des Edelmetalls schnell in die Höhe treiben, da Gold als sicherer Hafen gilt. Ohne eigene Rendite steigt der Wert des Metalls häufig in Phasen niedriger Zinsen, während hohe Zinskosten den Preis drücken. Die Entwicklung des Goldpreises ist jedoch stark vom US-Dollar abhängig, da das Edelmetall in Dollar (XAU/USD) gehandelt wird. Ein starker Dollar übt in der Regel Druck auf den Goldpreis aus, während ein schwächerer Dollar zu einer Verteuerung führen kann.