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HINTERGRUND-Experten bezweifeln Machbarkeit von Energiepakt zwischen USA und EU

ReutersJul 29, 2025 9:27 AM

- von Kate Abnett und Arathy Somasekhar

- Die Zusage der Europäischen Union (EU), im Rahmen des Handelsabkommens mit den USA jährlich Energieprodukte im Wert von 250 Milliarden Dollar zu kaufen, trifft bei Experten auf Skepsis. Ihrer Auffassung nach würde eine Umsetzung der Übereinkunft etwa die Umleitung eines Großteils der US-Energieexporte nach Europa erfordern. Zudem hat die EU-Kommission kaum Kontrolle darüber, welche Art von Energie Unternehmen in dem Wirtschaftsraum aus welcher Region importieren. "Das ist einfach unrealistisch", erklärten die Analysten Andreas Schröder und Ajay Parmar von ICIS.

Die Energie-Vereinbarung wurde am Sonntag als Teil des umfassenderen Handelsabkommens getroffen, das 15-prozentige US-Zölle auf die meisten EU-Waren vorsieht. Die Energielieferungen sollen Öl, Flüssiggas (LNG) und Nukleartechnologie umfassen und über die nächsten drei Jahre erfolgen.

Doch angesichts der Handelsdaten zweifeln Experten an der Machbarkeit. Im Jahr 2024 exportierten die USA Energieträger - Öl, LNG und feste Brennstoffe wie zum Beispiel Kohle - im Wert von 318 Milliarden Dollar. Die EU importierte davon Produkte im Wert von 76 Milliarden Dollar. Diese Importe müssten sich dem Deal zufolge mehr als verdreifachen. Ein solches Ausmaß übersteige die Gegebenheiten des Marktes, sagte Arturo Regalado, LNG-Analyst beim Datenanbieter Kpler. "Entweder müssten die US-Ölexporte vollständig in die EU umgeleitet werden, oder der Wert der LNG-Importe aus den USA müsste sich versechsfachen."

EU-VERTRETER: "ZAHLEN NICHT AUS DER LUFT GEGRIFFEN"

Details, welche Energieprodukte der Deal genau umfasst, und ob auch Dienstleistungen, Investitionen in Netze oder Kraftwerke dazu gehören, sind bislang unklar. Schätzungen zufolge werden EU-Länder Hunderte von Milliarden Euro bis 2050 in den Ausbau der Nuklearenergie investieren. Im vergangenen Jahr importierte die EU aber nur ein Volumen von 53,3 Milliarden Euro im Zusammenhang mit der Kernkraft aus aller Welt.

Die Energie-Zusagen umfassten Schätzungen, wie viel Energie aus den USA die EU aufnehmen könnte, erläuterte ein hochrangiger EU-Vertreter. Die Zahlen seien "nicht aus der Luft gegriffen" und "erreichbar". Es gebe jedoch keine öffentliche Zusage zur Lieferung, fügte der Beamte hinzu, da nicht die EU, sondern ihre Unternehmen die Energie kaufen würden. Private Unternehmen importieren den größten Teil des europäischen Öls, während eine Mischung aus privaten und staatlichen Unternehmen Gas importiert. Die Europäische Kommission kann zwar die Nachfrage nach LNG bündeln, um bessere Konditionen auszuhandeln, sie kann Unternehmen jedoch nicht zum Kauf von Brennstoff zwingen. Dies ist eine kommerzielle Entscheidung.

KONKURRENZ UM US-ENERGIE AUS JAPAN UND SÜDKOREA

Die USA sind bereits Hauptlieferant der EU bei Flüssiggas und Öl. Würden die Importe aus den USA so wie geplant in die Höhe geschraubt, müsse in den USA Flüssiggas weit schneller bis 2030 expandieren als bislang geplant, sagte Jacob Mandel, Experte bei Aurora Energy Research. Die LNG-Kapazitäten könnten zwar erweitert werden - aber nicht in einer Größenordnung, die ein Volumen von 250 Milliarden Dollar ermöglichen würde.

Die Zusage steht zudem im Widerspruch zu Klimazielen der EU, die einen sinkenden Verbrauch fossiler Brennstoffe vorsehen. "Es gibt für die EU keinen wesentlichen Bedarf, mehr Öl aus den USA zu importieren, tatsächlich hat ihr Ölbedarf bereits vor einigen Jahren seinen Höhepunkt erreicht", erklärten die ICIS-Analysten. Die EU will ihre Abhängigkeit von russischer Energie bis 2028 beenden und sucht daher nach alternativen Lieferanten. Allerdings gibt es auch starke Konkurrenz um US-Energie. Japan und Südkorea haben bei ihren Verhandlungen über die Zölle von US-Präsident Donald Trump ebenfalls zugesagt, ihre Importe von US-Energie auszuweiten.

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