London/Brüssel, 28. Jul (Reuters) - Die Europäische Union und die USA haben sich auf ein Zollabkommen geeinigt. Die EU muss künftig deutlich höhere Zölle als die USA zahlen, auf die meisten Produkte 15 Prozent. Großbritannien hatte sich bereits vor knapp drei Monaten einen Basiszollsatz von zehn Prozent gesichert. Ein genauerer Blick auf die Details zeigt jedoch ein komplexeres Bild, als die reinen Zahlen vermuten lassen. Nachfolgend ein Vergleich der beiden Abkommen auf Grundlage der bislang bekannten Informationen.
GRUNDZÖLLE
Die EU hat einen Basiszollsatz von 15 Prozent für die meisten ihrer Exporte in die USA vereinbart. Dies ist der Höchstsatz und wird nicht zu bestehenden Zöllen addiert. Für Großbritannien gilt zwar ein Basiszollsatz von zehn Prozent. Dieser wird jedoch auf den sogenannten Meistbegünstigungszoll (MFN) aufgeschlagen, den die USA für bestimmte Waren von allen Handelspartnern erheben. Dadurch kann der effektive Zollsatz für britische Waren oft höher sein.
PHARMAZEUTIKA
Für europäische Arzneimittel gilt ein Zollsatz von 15 Prozent. Dieser Satz ist US-Angaben zufolge endgültig und wird nicht durch die Ergebnisse der sogenannten Section-232-Handelsuntersuchungen beeinflusst. Dabei handelt es sich um eine Bestimmung im US-Recht, die es dem Präsidenten erlaubt, Maßnahmen wegen der Bedrohung der nationalen Sicherheit zu erheben - dazu zählen unter anderem Zölle. Großbritannien zahlt derzeit keine Zölle auf Pharmazeutika. Die USA haben angekündigt, nach Abschluss der Prüfung über eine "deutlich bevorzugte Behandlung" zu verhandeln.
STAHL
Die Zölle auf Stahl- und Aluminiumexporte aus der Europäischen Union bleiben zunächst bei 50 Prozent. Nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sollen diese zu einem späteren Zeitpunkt durch ein Quotensystem ersetzt werden. Für britische Stahl- und Aluminiumexporte gilt ein Zollsatz von 25 Prozent. Dieser soll auf null sinken, sobald die Verhandlungen über Quoten abgeschlossen sind. Diese Gespräche sind jedoch ins Stocken geraten. Grund sind bestimmte Regelungen, die festlegen, wo der Stahl seinen Ursprung hat und wie er verarbeitet wird.
AUTOS
Autoexporte aus der EU in die USA unterliegen dem Basiszollsatz von 15 Prozent. Eine Quotenregelung wurde bislang nicht erwähnt. Großbritannien hat einen niedrigeren Zollsatz von zehn Prozent für seinen Automobilsektor ausgehandelt. Dieser gilt jedoch nur für eine Stückzahl von 100.000 Fahrzeugen. Darüber hinaus fällt ein Zoll von 25 Prozent an, was das Exportwachstum begrenzt.
LUFT- UND RAUMFAHRT
Die EU muss zunächst keine US-Zölle auf Exporte der Luft- und Raumfahrtindustrie zahlen, bis das Ergebnis einer US-Untersuchung gemäß Section 232 feststeht. Auch für Großbritannien fallen in diesem Bereich keine Zölle an - zuvor lagen diese bei zehn Prozent.