Damaskus, 18. Jul (Reuters) - Mehrere US-Konzerne sollen einem Firmenchef zufolge einen Masterplan zum Wiederaufbau der syrischen Energieversorgung erstellen. Dieser umfasse die Öl-, Erdgas- und Strombranche des Landes, sagte der CEO von Argent LNG, Jonathan Bass, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Ziel sei es, die durch den 14-jährigen Bürgerkrieg zerstörte Energieinfrastruktur wiederaufzubauen. "Wir leiten die Entwicklung eines umfassenden Masterplans für die Energie- und Stromerzeugung in Syrien ein", sagte Bass. "Unsere Bemühungen zielen darauf ab, die Wiederbelebung des Energiesektors in Abstimmung mit den relevanten Akteuren zu unterstützen."
Der Plan umfasse die gesamte Wertschöpfungskette von der Exploration und Produktion bis zur Stromerzeugung, sagte Bass in einem Telefonat. Zunächst sollen die Pläne in den von der syrischen Regierung kontrollierten Gebieten westlich des Flusses Euphrat umgesetzt werden. An dem Vorhaben seien neben Argent LNG auch der Energiedienstleister Baker HughesBKR.O und das Öl- und Gasunternehmen Hunt Energy beteiligt. Baker Hughes reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage, während Hunt Energy eine Stellungnahme ablehnte. Der Vorstoß erfolgt, nachdem US-Präsident Donald Trump Ende Juni die Sanktionen gegen Syrien aufgehoben hatte.
Der syrische Stromsektor ist nach 14 Jahren Bürgerkrieg schwer beschädigt. Die Stromerzeugung beträgt noch 1,6 Gigawatt, verglichen mit 9,5 Gigawatt vor dem Jahr 2011. Zum Vergleich: In Deutschland lag die installierte Leistung 2024 dem Datenanbieter Statista zufolge bei etwa 249 Gigawatt. Für die Instandsetzung des Sektors sind in Syrien Investitionen in Milliardenhöhe erforderlich, weshalb der klamme Staat auf private Investoren oder Geldgeber angewiesen ist. Der Osten Syriens, wo ein Großteil des Öls gefördert wird, wird weiter von den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) kontrolliert. Dabei handelt es sich um eine von den USA unterstützte und von Kurden geführte bewaffnete Gruppe. Der Bürgerkrieg endete mit dem Sturz des langjährigen Präsidenten Baschar al-Assad.
Die kurdischen Regionen in Syrien waren wiederholt Ziele türkischer Angriffe. Ende Mai zeigte sich die SDF jedoch offen für eine Verbesserung der Beziehungen zur Regierung in Ankara. Zudem hat die kurdische Arbeiterpartei PKK den Kampf gegen den türkischen Staat für beendet erklärt.