Berlin, 02. Jul (Reuters) - Im Zollstreit der USA mit der EU dringen die Familienunternehmen in Deutschland auf einen Deal und idealerweise auf ein Freihandelsabkommen. Der Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen und Politik, David Deißner, verwies am Mittwoch vor der Auslandspresse in Berlin auf den Schwebezustand, der für große Unsicherheit in der Unternehmerschaft sorge. Die Strafzölle wirkten bereits jetzt als Handelshemmnis - und dies unabhängig davon, wie hoch sie am Ende ausfallen sollten. Daher müsse es zu einer baldigen Lösung kommen. Deißner erwähnte dabei, dass ein allgemeiner US-Basiszollsatz von zehn Prozent auf Einfuhren aus Europa derzeit im Gespräch sei: "Die Familienunternehmen sagen: Ein allgemeiner Zollsatz von zehn Prozent, das wäre so im Bereich des Erträglichen."
Dies gelte auch mit Blick darauf, dass für einzelne Branchen bereits viel höhere Strafzölle gelten. Das Ziel bleibe aber ein neues Freihandelsabkommen der EU mit den USA. Davon würden beide Seiten profitieren, sagte Deißner. Die deutsche Wirtschaft und insbesondere die Familienunternehmen, unter denen viele "Hidden Champions" seien, könnten viel selbstbewusster auftreten: "Ohne deutsche Highend-Produkte, ohne deutsches Highend-Engineering und spezialisierte Vorprodukte stünden die Fabriken in den USA still", betonte Deißner.
DEAL ODER ESKALATION?
Der Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo), Gabriel Felbermayr, sagte dem Verein der Ausländischen Presse in Deutschland, man müsse sich wahrscheinlich von der Vorstellung verabschieden, dass es eine Rückkehr zu den Verhältnissen von vor der zweiten Amtszeit Trumps geben könne. Die EU stehe vielmehr vor der Wahl, "einen Deal zu machen" oder eine Eskalation zu riskieren.
Felbermayrs Wifo-Institut hat gemeinsam mit dem Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen eine Studie mit dem Titel "Transatlantische Kooperation statt Zollkrieg" erstellt. Die Berechnungen zeigen, dass sich ein Zollkrieg deutlich auf das Wirtschaftswachstum in Europa und Deutschland niederschlüge. Mit Blick auf die Folgen des Handelskonflikts auf Deutschland heißt es darin: "Jedwede Zollerhöhung zwischen der EU und den USA wirkt sich negativ auf die deutsche Wirtschaftsleistung aus." Dabei gelte grundsätzlich, dass die Exporte in die USA stärker zurückgingen als die Gesamtexporte.
Die von US-Präsident Trump gesetzte Frist vom 9. Juli, bis zu der die EU und andere Länder ein Abkommen zur Senkung der Zölle mit den USA abschließen müssen, rückt immer näher. Nach den von Trump im April angekündigten reziproken Zöllen würde sich der vorübergehende Zusatzzoll von zehn Prozent auf 20 Prozent verdoppeln, wenn bis zu diesem Termin keine Einigung erzielt wird. US-Finanzminister Scott Bessent hatte erklärt, dass die Verhandlungsfristen für einige Länder, die mit besten Absichten verhandelten, verlängert werden könnten.