Seoul, 10. Aug (Reuters) - Südkoreas Militär ist wegen des drastischen Geburtenrückgangs in den vergangenen sechs Jahren um ein Fünftel auf 450.000 Soldaten geschrumpft und hat mit einem erheblichen Personalmangel zu kämpfen. Den Streitkräften fehlten 50.000 Soldaten, um die Verteidigungsbereitschaft aufrechtzuerhalten, hieß es in einem am Sonntag veröffentlichten Bericht des Verteidigungsministeriums. Allein bei den Unteroffizieren gebe es eine Lücke von 21.000 Stellen. Sollte der Personalmangel andauern, könne das zu operativen Schwierigkeiten führen. Hauptgrund ist der Einbruch bei der Zahl der wehrpflichtigen jungen Männer - Südkorea ist das Land mit der niedrigsten Geburtenrate und eine der am schnellsten alternden Gesellschaften der Welt.
Die Geburtenrate lag 2024 bei 0,75. Die Kennziffer beschreibt die durchschnittliche Anzahl der Kinder, die eine Frau im Laufe ihres Lebens zur Welt bringt. Der Bevölkerungsrückgang wirkt sich direkt auf die Wehrpflicht aus. Regierungsdaten zufolge sank die Zahl der 20-jährigen Männer zwischen 2019 und 2025 um 30 Prozent auf 230.000. In diesem Alter treten die meisten Männer nach einer medizinischen Untersuchung ihren 18-monatigen Wehrdienst an. Einer Regierungsprognose zufolge wird die Bevölkerung des Landes, die 2020 mit 51,8 Millionen ihren Höchststand erreichte, bis 2072 auf 36,2 Millionen schrumpfen.
Das verfeindete Nordkorea hingegen verfügt Schätzungen des Verteidigungsministeriums aus dem Jahr 2022 zufolge über ein aktives Militär von etwa 1,2 Millionen Soldaten. Die südkoreanischen Streitkräfte schrumpfen seit den frühen 2000er Jahren stetig, als sie noch rund 690.000 Soldaten zählten. Das Militär verweist jedoch auf verbesserte Fähigkeiten, die durch die Allianz mit den USA und die Entwicklung einer starken Rüstungsindustrie ermöglicht wurden. Die Wehrpflicht wurde über die Jahrzehnte deutlich verkürzt. Nach dem Ende des Korea-Krieges 1953 betrug sie noch 36 Monate. Südkoreas Verteidigungshaushalt ist mit mehr als 61 Billionen Won (43,9 Milliarden Dollar) im Jahr 2025 zudem größer als die geschätzte gesamte Wirtschaftsleistung Nordkoreas.