Investing.com - Kurz vor der Veröffentlichung wichtiger Quartalszahlen einiger Mega-Cap-Unternehmen und zentraler US-Konjunkturdaten geben die US-Aktienmärkte leicht nach. Im Fokus stehen heute vor allem die Ergebnisse von Microsoft (NASDAQ:MSFT) und Meta Platforms (NASDAQ:META) – aber auch neue Daten zum Wachstum der US-Wirtschaft und zur Inflation dürften für Anleger spannend werden. Gleichzeitig sorgt US-Präsident Donald Trump für Schlagzeilen: Er will die Folgen seiner hohen Autozölle per Dekret abfedern. Und aus dem Weißen Haus heißt es, man habe ein Handelsabkommen mit einem bislang nicht genannten Land geschlossen.
Im vorbörslichen US-Handel geht es heute an den US-Börsen überwiegend abwärts. Die Anleger verarbeiten eine Welle an Quartalszahlen und warten gespannt auf neue Entwicklungen rund um die Handelspolitik von Präsident Trump.
Der Dow Future bewegt sich aktuell kaum, während der S&P 500 um 0,2 % und der Nasdaq 100 um 0,3 % im Minus liegen.
Gestern hatten die wichtigsten US-Indizes noch im Plus geschlossen – gestützt von Signalen, dass es bei den Gesprächen über Trumps Zollpolitik Fortschritte geben könnte. Trotzdem bleibt die Sorge bestehen, dass die Zölle am Ende das US-Wachstum bremsen und im schlimmsten Fall eine weltweite Rezession auslösen könnten.
US-Präsident Donald Trump hat gestern mehrere Anordnungen unterzeichnet, um die Folgen seiner Autozölle abzumildern – etwa durch Gutschriften und Ausnahmen für bestimmte Materialien. Diese erneute Kurskorrektur erfolgte kurz vor einem Auftritt in Michigan – einem Kernstandort der US-Autoindustrie, der von den geplanten 25 % Zöllen auf Autos und Autoteile besonders stark betroffen gewesen wäre.
Im Rahmen der Änderungen räumt Trump den Autoherstellern nun zwei Jahre Zeit ein, um größere Teile ihrer Produktion in die USA zu verlagern. Viele Hersteller, die auf internationale Lieferketten angewiesen sind, hatten das Weiße Haus zuvor eindringlich gebeten, seine Handelspolitik zu überdenken.
Trump erklärte, seine Regierung wolle die Unternehmen unterstützen – und nicht bestrafen, wenn sie bestimmte Bauteile schlicht nicht beschaffen können. Eine Interessenvertretung ausländischer Autohersteller begrüßte die Maßnahmen zwar als ersten Schritt, betonte aber, dass noch mehr nötig sei, um der Branche wirklich zu helfen.
Unabhängig davon erklärte US-Handelsminister Howard Lutnick gegenüber CNBC, man habe mit einem Land ein Handelsabkommen erzielt – nannte aber keine Details. Trump hatte zuvor pauschale Zölle gegenüber mehreren Ländern für 90 Tage ausgesetzt und angekündigt, künftig eine Reihe bilateraler Handelsabkommen abzuschließen.
Zu den Highlights des heutigen Handelstags zählen die Quartalszahlen von Microsoft und Meta Platforms – beide legen ihre Ergebnisse nach US-Börsenschluss vor.
Die beiden gehören zu den „Magnificent Seven“ – den sieben größten Tech-Konzernen, die diese Woche ihre Zahlen veröffentlichen. Morgen nach Handelsschluss folgen dann Apple (NASDAQ:AAPL) und Amazon (NASDAQ:AMZN).
Im Rahmen der Zahlenvorlage dürften sich die Unternehmenschefs auch kritischen Fragen zu ihren hohen Investitionen im Bereich Künstliche Intelligenz stellen müssen. Diese Ausgaben geraten zunehmend in den Fokus, nicht zuletzt seit dem Jahresbeginn, als das chinesische Start-up DeepSeek ein leistungsfähiges, deutlich günstigeres KI-Modell vorgestellt hat.
Zudem dürften auch Trumps Zollpolitik ein Thema sein – viele Unternehmen hatten zuletzt betont, dass die teils unvorhersehbaren politischen Eingriffe ihre Planungen spürbar erschweren.
Ebenfalls auf der Agenda stehen heute die Quartalszahlen des Chip-Herstellers Qualcomm (NASDAQ:QCOM) und des Baumaschinenkonzerns Caterpillar (NYSE:CAT).
Auch auf der konjunkturellen Seite gibt es heute einige Daten, die für viele Anleger von Bedeutung sein dürften. Im Mittelpunkt steht die erste Schätzung des US-Bruttoinlandsprodukts für das 1. Quartal – ein zentraler Indikator für das Wachstum der größten Volkswirtschaft der Welt. Erwartet wird ein deutlicher Rückgang: von 2,4 % im Schlussquartal 2024 auf nur noch 0,2 %.
„Besonders entscheidend für die Marktreaktion werden die Details des Berichts sein – vor allem die Entwicklung der Verbraucherausgaben“, schreiben die Analysten von ING (AS:INGA) in einer Mitteilung an Kunden.
Parallel dazu wird auch der Preisindex für persönliche Konsumausgaben veröffentlicht – eine Inflationskennziffer, die von der US-Notenbank Fed besonders genau beobachtet wird. Die Fed hat zuletzt signalisiert, vorerst abwarten zu wollen, wie sich Trumps Zölle auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirken, bevor sie weitere geldpolitische Schritte unternimmt.
Ebenfalls im Blick: die US-Arbeitsmarktdaten aus dem privaten Sektor. Der ADP-Bericht dürfte zeigen, dass im April rund 114.000 neue Stellen geschaffen wurden – nach 155.000 im Vormonat.
All diese Zahlen könnten erste Anhaltspunkte liefern, ob Trumps Zollpolitik – wie von vielen Experten erwartet – tatsächlich beginnt, die US-Wirtschaft auszubremsen.
Der Ölpreis gerät heute unter Druck. Grund sind wachsende Sorgen, dass der globale Handelskonflikt das Wachstum der Nachfrage dämpfen könnte. Das sogenannte schwarze Gold steuert damit auf den größten Monatsverlust seit über drei Jahren zu.
Der Brent-Future liegt aktuell 1,5 % im Minus bei 62,33 US-Dollar pro Barrel. Die US-Referenzsorte West Texas Intermediate fällt sogar um 1,7 % auf 59,41 US-Dollar. Beide Ölsorten haben im bisherigen Monatsverlauf über 15 % an Wert verloren – das ist der stärkste prozentuale Rückgang seit November 2021.
Die anhaltenden Handelsspannungen und die damit verbundenen Nachfragesorgen belasten die Stimmung an den Märkten deutlich. Hinzu kamen am Mittwoch schwache Zahlen zur chinesischen Industrieproduktion, die die Entwicklung zusätzlich unter Druck gesetzt haben.
Investing.com/Reuters