Investing.com - Nach einem gemischten Handelstag zu Wochenbeginn zeigen die US-Aktienfutures am Dienstagmorgen leicht nach oben. Investoren schauen gespannt auf eine Flut von Unternehmensgewinnen und wichtigen Wirtschaftsdaten. Zudem gibt es Neuigkeiten aus dem Weißen Haus: US-Präsident Donald Trump plant laut dem Wall Street Journal, seine Autozölle zu lockern. Goldpreise geben leicht nach, da Anleger auf eine mögliche Entspannung in der aggressiven Zollpolitik der Regierung hoffen.
Die US-Aktienfutures bewegen sich am Dienstagmorgen knapp über der Nulllinie, nachdem der Wochenstart recht volatil verlief. Anleger bereiten sich auf entscheidende Quartalsberichte und Wirtschaftsdaten vor, die den weiteren Kursverlauf beeinflussen könnten.
Um 09:21 Uhr stieg der Dow-Future um 53 Punkte oder 0,1 %, der S&P-500-Future legte um 10 Punkte oder 0,2 % zu, und der Nasdaq-100-Future erhöhte sich um 43 Punkte oder ebenfalls 0,2 %.
Am Montag konnten sowohl der Blue-Chip-Index Dow Jones Industrial Average als auch der Benchmark-Index S&P 500 leichte Gewinne verbuchen. Der technologielastige Nasdaq Composite hingegen gab um 0,1 % nach. Schuld daran waren unter anderem die Aktien von Nvidia (NASDAQ:NVDA), die nach einem Bericht des Wall Street Journal unter Druck gerieten. Demnach bereitet sich Chinas Huawei Technologies darauf vor, einen neuen KI-Chip zu testen, der einige fortschrittliche Angebote von Nvidia ersetzen könnte. Ein Schlag ins Kontor für den KI-Liebling der Börse.
Die Märkte behalten außerdem eine Reihe von Quartalsberichten großer Tech-Konzerne im Auge. Diese Woche berichten unter anderem Apple (NASDAQ:AAPL), die Muttergesellschaft von Facebook, Meta Platforms (NASDAQ:META), der Software-Gigant Microsoft (NASDAQ:MSFT) und der E-Commerce-Riese Amazon (NASDAQ:AMZN) über ihre jüngsten Geschäftszahlen.
All diese Unternehmen legen ihre Berichte vor dem Hintergrund einer unsicheren Zukunft der US-Zollpolitik vor. Fragen über den weiteren Kurs von Präsident Trumps unberechenbarer Zollagenda stehen im Raum. Mehrere Unternehmen haben bereits signalisiert, dass die Zölle ihre Investitionspläne beeinträchtigen.
"Angesichts der anhaltenden Unsicherheit in Bezug auf die US-Handelspolitik und die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung vermuten wir, dass es von hier an schwieriger wird", sagte Jonas Goltermann, stellvertretender Chefvolkswirt für Märkte bei Capital Economics, in einer Mitteilung.
In einer überraschenden Wendung ist Präsident Trump laut dem Wall Street Journal bereit, die Auswirkungen seiner Zölle auf Autos teilweise zu mildern. Demnach sollen zusätzliche Zölle auf im Ausland hergestellte Autos verhindert werden, die sich sonst auf die bereits von ihm verhängten umfassenden Abgaben stapeln würden.
Unter Berufung auf informierte Kreise fügte das Journal hinzu, dass auch einige Zölle auf ausländische Teile, die zur Herstellung von Autos in den USA verwendet werden, gelockert werden sollen.
Diese Maßnahmen bedeuten, dass Autobauer nicht höhere Zölle für Materialien wie Stahl und Aluminium zahlen müssen. Zudem können die Autohersteller Rückerstattungen für bereits gezahlte Zölle beantragen. Die Unternehmen konnten diese Zugeständnisse erreichen, indem sie sich verpflichteten, Trumps Ziel der Förderung der heimischen Produktion zu unterstützen.
Trump wird die Änderungen voraussichtlich vor einer Kundgebung außerhalb von Detroit, Michigan, am Dienstag verkünden, so die Zeitung.
Analysten von Vital Knowledge wiesen darauf hin, dass jüngste Medienberichte bereits andeuteten, dass das Weiße Haus erwägt, seinen Ansatz bei den Autozöllen zu ändern. Sie betonten jedoch, dass die Autobranche auch nach Inkrafttreten der Maßnahmen weiterhin mit relativ hohen Zöllen konfrontiert sein wird.
Weitere Reaktionen auf den Bericht des Wall Street Journal könnten folgen, wenn General Motors (NYSE:GM) vor Börseneröffnung am Dienstag seine Quartalszahlen veröffentlicht. GM-CEO Mary Barra sagte der Zeitung, dass die Gespräche mit Trump "produktiv" gewesen seien. Der Rivale Ford (NYSE:F) äußerte, dass man die Entscheidungen des Präsidenten "begrüßt und schätzt".
Die Parade der Unternehmensgewinne setzt sich heute fort, als Teil einer geschäftigen Woche, in der 180 Komponenten des S&P 500 ihre Quartalsergebnisse präsentieren werden.
Vor Börseneröffnung stehen unter anderem der Getränkehersteller Coca-Cola (NYSE:KO), das Pharmaunternehmen Pfizer (NYSE:PFE) und der Musik-Streaming-Dienst Spotify (NYSE:SPOT) bereit, ihre Zahlen zu veröffentlichen. Auch der Kreditkartenanbieter Visa (NYSE:V) wird nach Börsenschluss berichten, ebenso wie die Kaffeekette Starbucks (NASDAQ:SBUX) und der Oreo-Hersteller Mondelez.
Die Prognosen dieser Unternehmen werden für Investoren von zentraler Bedeutung sein, insbesondere nachdem eine Reihe von Firmen ihre Ausblicke aufgrund der unklaren US-Handelspolitik entweder gekürzt oder zurückgezogen haben.
Dennoch wird erwartet, dass die Gewinne der S&P-500-Unternehmen im ersten Quartal um 10,9 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind, wie aus Daten von LSEG hervorgeht, die von Reuters zitiert werden.
Neben den Unternehmensgewinnen ist auch der Wirtschaftskalender prall gefüllt mit potenziell wegweisenden Zahlen, die laut Analysten frühe Einblicke in die Auswirkungen von Trumps Handelsplänen bieten könnten.
Highlight des heutigen Tages ist der JOLTS-Bericht (Job Openings and Labor Turnover Survey), ein viel beachteter Indikator für die Arbeitskräftenachfrage in den USA. Die Zahlen dienen als Vorläufer für den wichtigen monatlichen Bericht über die Beschäftigtenzahl außerhalb der Landwirtschaft, der später in dieser Woche veröffentlicht wird.
"Ein starker Rückgang in den JOLTS-Daten könnte einen weiteren Rückgang des Dollars auslösen, da die Unsicherheit über die Zölle die Arbeitslosigkeit in die Höhe treiben könnte," schrieben Analysten der ING (AS:INGA) in einer Mitteilung an ihre Kunden.
"Auch für die Federal Reserve scheinen die Arbeitsmarktdaten entscheidend zu sein, wobei Vorstandsmitglied Christopher Waller sagte, dass die Zentralbank früher und stärker senken könnte, wenn die Arbeitslosigkeit stark ansteigt – obwohl dies etwas für den Spätsommer sein könnte, wenn wir mehr darüber wissen, ob die wechselseitigen Zölle nach ihrer 90-tägigen Pause wieder eingeführt werden."
Auch der Index des Verbrauchervertrauens des Conference Board wird heute veröffentlicht.
Am Mittwoch steht dann der erste Blick auf das US-Wirtschaftswachstum im ersten Quartal im Mittelpunkt. Es wird erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt in der weltweit größten Volkswirtschaft im Zeitraum von Januar bis März auf 0,4 % gesunken ist, nach 2,4 % im vierten Quartal.
Die Goldpreise rutschten am Dienstag leicht ab, nachdem das Wall Street Journal berichtet hatte, dass die Trump-Administration plant, die Auswirkungen der Autozölle zu mildern.
In einem Interview mit CNBC am Montag sagte Finanzminister Scott Bessent, dass viele Länder den USA "sehr gute" Zollvorschläge unterbreitet hätten. Er erklärte auch, dass Washington in Kontakt mit China stehe und es an Peking liege, die Situation zu deeskalieren.
Anleger warten zudem gespannt auf US-Wirtschaftsindikatoren in dieser Woche, einschließlich des bevorzugten Inflationsmaßes der Fed – dem PCE-Preisindex.
Andernorts fielen die Ölpreise, da Händler weiterhin über die durch den anhaltenden globalen Handelskrieg getrübten Wirtschaftsaussichten besorgt sind, sowie über ein geplantes erhöhtes Angebot.