Investing.com - Die Aktie des Halbleiterunternehmens Wolfspeed (NYSE:WOLF) hat sich am Montag deutlich erholt. Nach einem wilden Auf und Ab in den vergangenen Wochen schossen die Papiere zeitweise um 25 Prozent in die Höhe. Trotz des Kurssprungs bleibt die Bilanz düster: Seit Jahresbeginn summiert sich der Verlust auf 51 Prozent, innerhalb eines Jahres sogar auf 88 Prozent.
Für den aktuellen Kursanstieg gibt es zunächst keine frischen Nachrichten. Vielmehr scheint die Hoffnung zu treiben, dass Wolfspeed bei der Restrukturierung seiner Finanzierungsstruktur Fortschritte macht.
Am Freitag hatte das Unternehmen angekündigt, seine Zahlen für das dritte Geschäftsquartal am 8. Mai vorzulegen. In den vergangenen Jahren waren die Berichte meist etwas früher erschienen. Zudem hatte Wolfspeed bereits Ende März seine Prognosen für das laufende Quartal bestätigt. Der Umsatz soll demnach zwischen 170 und 200 Millionen US-Dollar liegen, während ein bereinigter Nettoverlust zwischen 0,88 und 0,76 US-Dollar je Aktie erwartet wird.
Im gleichen Atemzug hatte Wolfspeed über erste Erfolge bei Gesprächen mit Kreditgebern und Behörden berichtet. Das Unternehmen kassierte unter anderem 192,1 Millionen Dollar an Steuerrückzahlungen im Rahmen des "Section 48D"-Programms – ein Teil eines erwarteten Milliardenbetrags. Damit will Wolfspeed seine Kapitalbasis stärken und bis zum Ende des dritten Quartals 2025 eine Liquiditätsreserve von rund 1,3 Milliarden Dollar aufbauen.
Dennoch bleibt der Druck hoch. Im Fokus steht die geplante Umstrukturierung der Wandelanleihen. Laut Morgan-Stanley-Analyst Joseph Moore müsse Wolfspeed diese zwingend abschließen, um die erste Auszahlung aus dem staatlichen CHIPS-Act-Programm zu erhalten. Drei weitere Auflagen seien demnach bereits erfüllt worden – darunter eine Fremdfinanzierung unter der Führung von Apollo und eine Eigenkapitalerhöhung über 200 Millionen Dollar.
Darüber hinaus müsse das Unternehmen bis Ende 2025 weitere 100 Millionen Dollar an Eigenkapital aufnehmen. Sollte der Aktienkurs niedrig bleiben, drohten stärkere Verwässerungseffekte, hieß es.
Morgan Stanley (NYSE:MS) hatte die Bewertung der Aktie im April ausgesetzt. Moore betonte, dass derzeit weniger die Geschäftsentwicklung, sondern vor allem die Sicherung der Finanzierung entscheidend sei.
Auch aus fundamentaler Sicht stehen Wolfspeed schwierige Monate bevor. Analyst Vijay Rakesh von Mizuho sieht im Siliziumkarbid-Markt Anzeichen einer Überversorgung, da die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in den USA und Europa stocke. In der ersten Jahreshälfte 2025 könnten sich die Lagerbestände noch aufbauen, während sich erst im weiteren Jahresverlauf eine Besserung abzeichne. Rakesh senkte jüngst sein Kursziel für Wolfspeed drastisch von fünf auf zwei US-Dollar und bestätigte seine Verkaufsempfehlung.
Der kräftige Kurssprung vom Montag dürfte daher vor allem auf spekulative Käufe zurückzuführen sein. Dass sich der Kurs damit etwa die Hälfte des Absturzes vom März zurückerobert hat, sorgt zumindest kurzfristig für etwas Entspannung – auch wenn die grundlegenden Probleme damit längst nicht gelöst sind.
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