
Washington, 19. Nov (Reuters) - In der Federal Reserve gehen die Meinungen über den künftigen Zinskurs auseinander. Dies geht aus den am Mittwoch veröffentlichten Protokollen der Sitzung der US-Notenbank von Ende Oktober hervor. Damals senkte die Zentralbank den Leitzins mit zehn zu zwei Stimmen um einen Viertelprozentpunkt auf eine Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent. Ungewöhnlich war dabei, dass eine Gegenstimme eine straffere und die andere eine lockerere Geldpolitik forderte. Die meisten Teilnehmer hätten jedoch angemerkt, dass weitere Zinssenkungen das Risiko einer Verfestigung der Inflation erhöhen könnten, heißt es in den Mitschriften. Die Teuerung liegt seit viereinhalb Jahren über dem Zwei-Prozent-Ziel der Fed.
Die Währungshüter zeigten sich demnach mit Blick auf die nächste Sitzung im Dezember in drei Lager gespalten. Einige Teilnehmer gingen davon aus, dass eine weitere Senkung im Dezember angemessen wäre. Andere sahen niedrigere Zinsen zwar als letztlich angemessen an, aber nicht unbedingt schon im Dezember. Viele Teilnehmer schlossen eine Zinssenkung im Dezember jedoch bereits aus. Fed-Chef Jerome Powell hatte nach der Zinsentscheidung Ende Oktober die Markterwartungen an eine weitere Senkung gedämpft. Eine Zinssenkung im Dezember sei keine ausgemachte Sache, sagte Powell damals.
Die Zurückhaltung vieler Notenbanker wurde in den Protokollen auch mit dem Mangel an Wirtschaftsdaten begründet. Wegen des teilweisen Stillstands der US-Regierungsgeschäfte ("Shutdown") standen offizielle Statistiken nicht zur Verfügung. Seit der Oktober-Sitzung haben die Anleger ihre Erwartungen an eine Zinssenkung im Dezember deutlich zurückgeschraubt. Die Veröffentlichung der Protokolle hatte am Mittwoch zunächst keine größeren Auswirkungen auf die US-Märkte.