Berlin, 01. Aug (Reuters) - Der US-Arbeitsmarkt hat sich zuletzt weit stärker als erwartet abgekühlt. Im Juli kamen nur noch 73.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Bericht der Regierung hervorgeht. Von Reuters befragte Ökonomen hatten einen Zuwachs von 110.000 neuen Stellen erwartet. In ersten Reaktionen hieß es:
ELMAR VÖLKER, LBBW:
"Der Anstieg der Beschäftigung war eine herbe Enttäuschung, wenn man zusätzlich berücksichtigt, dass die Stellenanzahl für die beiden Vormonate in Summe um 258.000 abwärts revidiert wurde. Damit zeigt sich: Die Daten des privat erhobenen ADP Reports haben die Lage am Arbeitsmarkt offenbar treffender eingeschätzt, denn der vorherige große Abstand zwischen beiden Erhebungen hat sich durch die Abwärtsrevision weitgehend eingeebnet. Im Ergebnis hat sich der US-Arbeitsmarkt seit dem von Donald Trump ausgelösten Zoll-Drama erheblich stärker abgekühlt als bisher in den offiziellen Daten erkennbar war.
Für die US-Notenbank ergibt sich nun ein veritables Dilemma: Einerseits leuchten die Warnlampen am Arbeitsmarkt heller auf, was eine baldige Zinssenkung nahelegen würde. Andererseits gehen von der Zollpolitik noch immer erhebliche Aufwärtsrisiken für die Inflation aus. Die heute veröffentlichten Daten sind aber gewiss Wasser auf die Mühlen der geldpolitischen Tauben um Fed-Gouverneur Christopher Waller. Sie dürften zudem Donald Trump noch mehr in Rage versetzen."
BASTIAN HEPPERLE, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE:
"Die nachlassende Beschäftigungsdynamik und etwas höhere Arbeitslosenquote bereiten noch nicht allzu große Sorge. Bei den Unternehmen ist die zollbedingte Unsicherheit zuletzt etwas zurückgegangen. Klare Sicht besteht aber weiterhin nicht. Die Belastungen aus den höheren US-Zöllen sind beachtlich. Unternehmen werden sich an die neuen Gegebenheiten anpassen. Das bedeutet Anpassungen auch bei der Beschäftigung. Gute Zeiten für Neueinstellung sind das nicht. In den nächsten Monaten wird sich der Stellenaufbau weiter verringern, auch ein Beschäftigungsrückgang käme nicht überraschend. Bisher geben die Beschäftigungszahlen der Fed jedoch keinen Anlass für eine Leitzinssenkung. Der Druck geht allein von Präsident Trump aus."
RALF UMLAUF, HELABA:
"Unerwartet schwach fiel die Zahl der netto neugeschaffenen Stellen im Juli aus. Vor allem die Abwärtsrevision der Beschäftigung im Mai und Juni in der Summe um fast 260.000 Stellen schockt. Zudem ist die Arbeitslosenquote gestiegen, wobei allerdings die Konsensschätzung getroffen wurde. Alles in allem dürfte die Enttäuschung wegen der schwachen Beschäftigungsentwicklung überwiegen und die Zinssenkungserwartungen bezüglich der Fed dürften wieder zunehmen."