
Amsterdam, 19. Okt (Reuters) - Die Niederlande setzen im Konflikt um den für die Lieferketten der Autoindustrie wichtigen Chiphersteller Nexperia auf den Dialog mit China. Wirtschaftsminister Vincent Karremans sagte am Sonntag, er rechne in den nächsten Tagen mit einem Treffen mit einem chinesischen Regierungsvertreter, um über Lösungswege zu reden. Die niederländische Regierung übernahm am 30. September die Kontrolle über Nexperia, eine Tochtergesellschaft des chinesischen Unternehmens Wingtech600745.SS. Daraufhin verbot Peking den Export der Endprodukte des Unternehmens.
Die Autoindustrie ist angesichts des Konflikts alarmiert. Der europäische Verband ACEA warnte, ohne die in elektronischen Steuergeräten von Fahrzeugen verbauten Nexperia-Chips drohten Produktionsstopps. Die Bestände reichten nur noch wenige Wochen. Auch die US-Autolobby befürchtet Störungen der Fertigung, falls die Krise um Nexperia nicht bald gelöst wird.
Hintergrund des Konflikts um Nexperia ist der Handelsstreit zwischen den USA und China, der zu Ausfuhrbeschränkungen für Nexperia von beiden Seiten führte. In den USA steht Wingtech wegen angeblicher Gefahren für die nationale Sicherheit auf einer schwarzen Liste von Unternehmen, mit denen US-Firmen keine Geschäfte machen dürfen.
Die niederländische Regierung hat das Ruder bei Nexperia übernommen und den chinesischen Firmenchef per Gerichtsbeschluss absetzen lassen. Sie begründete dies mit der Sorge vor einer Weitergabe von Technologie an die chinesische Muttergesellschaft. Wie aus Gerichtsdokumenten hervorging, drängte die US-Regierung die Niederlande zu diesem Schritt.
Die Chinesen hätten hinsichtlich der Intervention bei Nexperia "den Eindruck, dass wir uns mit den Amerikanern verbünden", sagte Wirtschaftsminister Karremans im Fernsehen. Tatsächlich ziele die Intervention jedoch darauf ab, den ehemaligen chinesischen CEO des Unternehmens daran zu hindern, Betriebsabläufe und geistiges Eigentum aus Europa zu transferieren.